Am 9. Mai 1945 war in Deutschland und Europa der 2. Weltkrieg offiziell beendet; in unserer Heimat hatte er bereits mit dem Durchzug der siegreichen Amerikaner am 26. März d. J. aufgehört.

 

Entsprechend den Vereinbarungen der alliierten Siegermächte übernahmen ab 1. Juli 1945 die französischen Militärbehörden von den Amerikanern die Verwaltung in dem neuen Verwaltungsgebilde RheinlandHessen-Nassau, später Rheinland-Pfalz. Die angrenzenden hessischen Gebiete gehörten dagegen zur amerikanischen Besatzungszone.

 

Eine Fortführung der früheren Vereinstätigkeit unter dem traditionellen Namen ließen die Besatzungsmächte nicht zu. Folglich musste ein neuer Name gewählt werden, als sich am 24. September 1945 34 Personen aus Pütschbach und Oberhausen im Gasthaus Herbert Müller (später Gasthaus Bendel) in Pütschbach trafen und unter der Leitung des Alterspräsidenten Fritz Müller einen neuen Verein gründeten. „Sport-Club 1945 Pütschbach/Oberhausen" lautete sein Name.

 

Zum 1. Vorsitzenden wählte die Versammlung Alfons Ortseifer aus Pütschbach, 2. Vors. wurde Alois Meurer aus Oberhausen, Kassierer war Josef Kremer aus Pütschbach, Schriftführer Alfons Leonardi (P), Beisitzer Paul Kremer (0), und Mannschaftsführer wurde Erwin Bendel (P).


Indem sich hier Sportler aus zwei Dörfern zusammengefunden hatten, besaßen sie die Möglichkeit, auf dem Sportgelände in Oberhausen sofort den Spielbetrieb aufnehmen zu können. Man erinnere sich: auf dem Pütschbacher Sportplatz in der Naßheck war inzwischen ein junger Fichtenwald herangewachsen.

 

Dem jungen Verein und seinen Aktiven fehlte anfangs ziemlich alles, was man zur Ausübung des geliebten Fußballsports brauchte: es gab keine Bälle, nur wenige verfügten über alte Fußballschuhe, es fehlte an kompletter einheitlicher Spielkleidung; Trainingsanzüge war ohnehin ein Fremdwort.

Dem Mangel begegnete man, indem man „organisierte".

 

Als episodenhafte Beispiele mögen die Beschaffung des ersten Fußballs dienen bzw. die Komplettierung der Mannschafts-Spielkleidung. Während der bis Juni 1945 dauernden Zeit der amerikanischen Besatzung nutzten einige der in Hundsangen und Nentershausen stationierten amerikanischen Soldaten den Sportplatz in Oberhausen für eigene Fußballspiele. Als wie so oft einer ihrer Bälle in einem benachbarten Garten landete und sie ihn nicht sofort bargen, "fand" ihn dort ein junger Einheimischer und verwahrte ihn für kommende Vereinszwecke. Dieser Ball blieb für eine ganze Weile das einzige Spielgerät. (Der Name des „Finders" ist bekannt, der Vorgang von ihm bezeugt.)

 

Die über zehn Jahre alte Spielkleidung aus der Zeit vor 1935 war nicht mehr vollständig vorhanden, und so wurden kurzerhand ein paar alte Herrenhemden zu Trikots umgefärbt.

 

Fußballschuhe besaß anfangs kaum einer der Spieler. Einige konnten sich durch Tauschhandel eindecken, einer erhielt über „Beziehungen" zu den Franzosen einen Gutschein für zwei Paar Schuhe, die übrigen spielten in umgearbeiteten Arbeits- oder Straßenschuhen.

 

So ausgerüstet, verabredete man schon bald nach der Neugründung die ersten Freundschaftsspiele mit Mannschaften aus den Nachbardörfern. Mit der Gründung des Fußballverbandes Rheinland im Jahre 1946 erfolgte auch eine Staffeleinteilung und damit ein geregelter offizieller Spielbetrieb.

 

Fahrten zu den Auswärtsspielen in Siershahn, Schenkelberg, Nauort, Stromberg, Nieder- und Oberelbert erfolgten mit offenen Lkws, auf deren Ladefläche Holzbänke aus dem Vereinslokal als Sitzgelegenheit gestellt wurden — Schäfer'sch Wilhelm" aus Pütschbach, „Beck's Karl" aus Nomborn und „Stahlhofen's Heini" vom Bahnhof Steinefrenz waren die Transporteure mit ihren Holzvergasern, die man bis etwa 1948 beanspruchte.

 

Jeder Mitfahrende hatte seinen Anteil am Fahrpreis zu entrichten. Willkommen waren natürlich auch mitfahrende Zuschauer. Zu Spielen in Niedererbach, Girod, Großholbach, Ruppach oder Thalheim machte man sich zu Fuß auf den Weg oder fuhr mit dem Fahrrad.

 

Bereits im Jahre 1946 stieg die Mannschaft des „SC 1945" Pütschbach/Oberhausen aus der B-Klasse in die A-Klasse auf und konnte sich darin bis 1951 halten.

 

Unter den Nachkriegsaktiven sind bis zu diesem Zeitpunkt zu nennen: Bendel, Erwin; Endres, Gerhard; Hannappel, Herbert; Hannappel, Manfred; Herborn, Adolf; Leitzbach, Wolfgang; Leonardi, Alfons; Meurer, Heini; Ortseifer, Alfons; Reusch, Richard; Weller, Gottfried; Hannappel, Clemens; Reusch, Ludwig

Noch einmal gelang 1954 der Mannschaft des SC der A-Klassen-Aufstieg. Aber bereits 1956 musste wieder der Abstieg in die B-Klasse hingenommen werden.

 

1955 bildete der Sport-Club eine Spielgemeinschaft mit Sportlern aus der Nachbargemeinde Obererbach, die bis 1957 Bestand hatte.

 

Zwischenzeitlich war der Verein wegen der nicht ausreichenden Größe des Sportplatzes in Oberhausen gehalten, für ein Spielfeld zu sorgen, das den Vorschriften des Fußballverbandes entsprach. Die Ortsgemeinde Pütschbach bewilligte mit Zustimmung der Forstbehörden 1948 nach der Währungsreform vom 20. Juni einen Antrag des Sport-Clubs zur Rodung des früheren Sportplatzgeländes in der Naßheck.

 

Finanzielle Zuwendungen konnten den Sportlern jedoch nicht zugesagt werden. So wurde durch Eigenleistung der Mitglieder das Gelände gerodet und mit Sand abgedeckt. Am 21. Juni 1949 wurde der Platz mit einem Fußballturnier seiner Bestimmung übergeben.

 

Wie sehr in den Jahren bis 1949 die Politik auch in die kleinsten Vereine hineinwirkte, mögen zwei Schreiben des Sport-Clubs vom 30. März 1948 deutlich machen. In dem ersten beantragt er beim Landrat des Kreises in Montabaur, dem „Sport-Club 1945" Pütschbach/Oberhausen, der „die Tradition des vor dem Krieg bestehenden Sportvereins „Alemannia 1919" Pütschbach übernommen" habe, durch die französische Militärregierung die endgültige Vereinsgenehmigung erteilen zu lassen.

In dem zweiten Schreiben wird um die Genehmigung einer Jugendabteilung für Jugendliche von 14-20 Jahren gebeten. Beide Gesuche werden mit Datum vom 4. Juni 1948 in französischer Sprache bewilligt.

 

Ab welchem Zeitpunkt der Verein in seiner offiziellen Bezeichnung wieder den Zusatz „Alemannia 1919" führt, läßt sich nicht exakt datieren. Mit der Vereinigung der politisch selbständigen Gemeinden Pütschbach und Oberhausen zu der neuen Ortsgemeinde Dreikirchen im Jahre 1969 änderte sich auch der Name des Sport-Clubs entsprechend.